Landwirtschaftsberatung

Exkursion zu den Feldtagen Innov’Action nach Haroué

Frankreichweit öffnen landwirtschaftliche Betriebe und Versuchsstationen ihre Tore und stellen ihre innovativen Projekte im Sinne einer leistungsfähigen aber umweltschonenden Landwirtschaft vor. Dies ist die Idee hinter der Aktion „Innov’Action – La vitrine de l’innovation agronomique“.

In der Region Lothringen war es an der Lehr- und Forschungsstation ALPA in Haroué, wo am Donnerstag, den 4. Juni Vorführungen, Rundgänge und Konferenzen zu sieben Schwerpunktthemen organisiert wurden. Auf Einladung der „Ekologesch Landwirtschaftsberodung“ der Lëtzebuerger Jongbaueren a Jongwënzer und des Oekozenter Pafendall, begab sich eine Gruppe aus Beratern, Lehrern, einem Landwirten und Verwaltungsvertretern zur landwirtschaftlichen Fachmesse.

„Aktionsplan Pestizide – plan écophyto“ und effiziente Fruchtfolgen

Die Gruppe wurde zu Beginn des Tages am Stand des französischen Aktionsplans zur Pestizidreduzierung „plan écophyto“ empfangen. Arnaud Joulin, Mitarbeiter des Landwirtschaftsministerium des Verwaltungsbezirks Lothringen (DRAAF) und regionaler Projektleiter des Programms Ecophyto, führte die Exkursionsteilnehmer in den französischen Aktionsplan, seinen strukturellen Aufbau, seine Indikatoren und seine Ziele ein. Obwohl zur Halbzeitevaluierung des Aktionsplans klar ist, dass das für 2018 gesetzte Ziel einer Pestizidreduzierung um 50 % auf Landesebene nicht erreicht wird, konnte im Leitbetriebsnetzwerk „réseau DEPHY Ferme“ insgesamt bereits eine signifikante Pestizidreduzierung erreicht werden. Damit das finanzielle Risiko bei Versuchen alternativer Anbaumethoden nicht von einem praktizierenden Landwirt getragen werden muss, werden neue Methoden zuerst im Versuchsbetriebsnetzwerk „réseau DEPHY EXPE“, zu dem auch die besichtigte Forschungsstation ALPA gehört, getestet. Bei den Versuchen wird zwecks Pestizidreduktion an unterschiedlichen Stellschrauben gedreht, bis hin zu einer Umstellung, bzw. Erweiterung der Fruchtfolge. Bei einem anschließenden Rundgang über die Versuchsfelder konnten so jeweils eine dreijährige und eine erweiterte fünfjährige Fruchtfolge im 4. Jahr begutachtet werden. Mit versetzten Saatterminen, mechanischer Unkrautbekämpfung, Sortenmischungen und Untersaaten, kombiniert mit verringerter Spritzmitteldosierung, wurden sowohl positive als auch negative Aspekte vielversprechender Methoden gezeigt.

Von Landwirten für Landwirte – die regionalen Arbeitsgruppen des plan écophyto

Über die Beratungsarbeit im Rahmen des „plan écophyto“ berichtete Véronique Laudinot, Mitarbeiterin der lothringischen Landwirtschaftskammer. Berater arbeiten zusammen mit Landwirten in regionalen Gruppen. Diese Arbeitsgruppen, bestehend aus ca. 15 Landwirten meist – aber nicht zwingend – aus ähnlichen Betriebsstrukturen (Gemischt-, Ackerbaubetrieb…) treffen sich auf freiwilliger Basis mindestens 4 Mal jährlich, um sich über ihre Vorgehensweisen zu einem verminderten Pestizideinsatz auszutauschen. Als Arbeitseinstieg dient oft ein Workshop zu einem gemeinsamen und praxisnahen Thema wie z.B. die Aufzucht oder die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit bzw. der Futterautarkie. Generell wird dabei ein globaler, agrarökologischer Ansatz bewahrt, von dem die Pestizidreduzierung ein Teil ist. Auch die Gruppen untereinander treffen sich regelmäßig. Es ist dieser Austausch und das Teilen von Erfahrungen, von Landwirten für Landwirte, begleitet durch Berater, welches nach Meinung von Véronique Laudinot, die Landwirte motiviert und schlussendlich das Erfolgskonzept des Programms darstellt.

 

Der Eiweißpflanzenanbau und mehr Autonomie im Betrieb

Zum Schwerpunktthema Leguminosenanbau wurden einige Sorten bekannter Vertreter der Hülsenfrüchte, wie die Ackerbohne und Futtererbse, aber auch regionale Neulinge, wie die Linse vorgestellt. Diese wirkt durch ihren geschlossenen Wuchs unkrautunterdrückend, die Ernte gestaltet sich wegen ihren niedrigem Wuchs zur Zeit allerdings noch schwierig. Der Mischfruchtanbau mit Triticale und Futtererbse ist als Wiederkäuerfutter mit einem Ertrag von 50-60 dt TM/ha bei gleichzeitig geringem Pflanzenschutzaufwand wirtschaftlich äußerst vielversprechend. Der Sojaanbau steckt auch in Lothringen noch in den Kinderschuhen und vor allem die ungewisse Aufbereitung und Verwertung stellt sich als problematisch dar, obwohl man in naher Zukunft mit regionalen Lösungen rechnet.

Am Messestand zur mechanischen Unkrautbekämpfung wurden die Ergebnisse einer kombinierten mechanischen und chemischen Unkrautbekämpfung im Mais demonstriert. Unter anderem kam eine kamerageführte Rollhacke zum Einsatz. Ein nicht-bodenbearbeitendes Gerät zur Distelbekämpfung, mit einem Schneidwerk, das lediglich die stärkeren Distelstängel durchtrennt und so die Pflanze schwächt und eine Samenbildung verhindert, wurde ebenfalls vorgeführt.

Weitere Themen die in zwei Vorträgen behandelt wurden, waren die Futterautonomie in konventionellen Milchviehbetrieben sowie die betriebliche Autonomie im Biolandbau. Zusammen mit den zusätzlichen Schwerpunkten Präzisionslandwirtschaft und Untersaaten deckte der Tag ein breites und kohärentes Spektrum an Themen ab. Veranstaltungen im Rahmen von Innov’Action in der Großregion sind definitiv einen Tagesausflug wert.

Auch wenn landwirtschaftliche Arbeitsweisen stark standortabhängig und nicht immer eins zu eins umsetzbar sind, so liefern solche Veranstaltungen doch Denkanstöße und Motivation, neues auszuprobieren. Kommunikation und Austausch zwischen Forschung und Praktikern, sowie unter Landwirten selbst ist ein Kernelement um Entwicklungen voranzutreiben. Dies gilt sicherlich auch in Bezug auf den Erfolg eines Aktionsplans.